Schwere Allrad-Zugmaschine
Die schweren Allrad-Zugmaschinen mit 440PS-V10 Dieselmotor wurden Anfang der 1980er Jahre durch ÖAF als Nachfolger der Gräf&Stift Zugmaschinen entwickelt und waren zusammen mit dem 8Achs Goldhofer Tiefladeanhänger als schweres Transportsystem für Gewichte bis 55 Tonnen vorgesehen. Zwölf solche Systeme wurden durch das Bundesheer beschafft und waren im Laufe der letzte drei Jahrzehnte bei den Panzerbataillonen im Einsatz.
Der geländegängige Zugkraftwagen ÖAF 34.440 FVA (Frontlenkerfahrerhaus/V-Motor/Allrad) wurde Anfang der 1980er Jahre auf Basis der bereits vorhandenen zivilen Schwerlastzugmaschinen für die Anforderungen des österreichischen Bundesheeres adaptiert. Die bis dahin im Einsatz befindlichen Gräf&Stift ZA230 3-Achs Schwerlastzugmaschinen mit den 50-Tonnen ARPA Tiefladeanhängern waren sowohl aufgrund ihres Alters als auch der stetig steigenden Transportgewichte an das Ende ihres Einsatzspektrums gelangt.
Mit Ende 1982 wurde das erste Schwerlastsystem, bestehend aus Zugmaschine (BH 83.154, noch mit F7 Fahrerhaus und Schiebetüren) und 8-achsigem Tiefladeanhänger der Firma Goldhofer, zur Erprobung an die Heereskraftfahrschule übergeben.
Nach erfolgter Erprobung erfolgte im September 1983 die Bestellung von ursprünglich drei Systemen, die Kosten einer Zugmaschine mit Anhänger beliefen sich damals auf ca. sechseinhalb Millionen Schilling. Insgesamt wurden durch das Bundesheer zwölf Systeme beschafft (ab 1984 mit F8 Fahrerhaus und Schwenktüren).
Als Motor wurde der Ende der 70er Jahre stärkste MAN Straßen-LKW-Motor (D2540MT, turboaufgeladener V10 Diesel mit 17.43 Litern Hubraum und einer Nennleistung von 440 PS) ausgewählt, um in Verbindung mit der ZF Transmatic (Viergang-Wechselgetriebe mit Nachschaltgruppe und Wandler-Schaltkupplung) das geforderte maximale Zuggewicht von 114 Tonnen zu bewegen. Vom einige Jahre zuvor entwickelten ÖAF gl sLKW wurde die Idee des hydrostatischen Kühler-Lüfterantriebes übernommen, wie überhaupt am Aufbau des Fahrzeuges zahlreiche Gleichteile zum sLKW erkennbar sind.
Das Fahrzeug wurde (wie bereits sein Vorgänger) mit zwei 20-Tonnen Seilwinden ausgerüstet, welche nun nicht mehr mechanisch sondern hydraulisch angetrieben wurden und das Laden von schweren Panzern auf den Tiefladeanhänger ermöglichten. Zur Selbstbergung wurde eine 8-Tonnen Spillwinde verbaut, welche sowohl nach vorne als auch über seitliche Seilführungen zum Einsatz kommen kann. Eine 600-Kilogramm Hilfswinde steht zum Ausziehen der beiden Seile der Bergewinden ebenfalls zur Verfügung.
Auf der Ladefläche befinden sich insgesamt 13 Tonnen Stahl-Ballastgewichte, welche ausreichende Belastung der Hinterachsen sicherstellen. Um die Manipulation dieser Ballastgewichte zu ermöglichen, wurde das Fahrzeug zusätzlich mit einem 8.2-Tonnen Palfinger Ladekran ausgerüstet.
Der eigens entwickelte Tiefladeanhänger war mit zwei Deichseln ausgerüstet, um in engen Tälern (wo kein Wenden des Gesamtzuges möglich war) ein „Überfahren“ des Tiefladers mit der Zugmaschine zu ermöglichen. Im Zuge der Erprobung stellte sich dann heraus, dass beim Versuch des Überfahrens jeweils eine der beiden Vorderachsen der Zugmaschine komplett vom Boden abhob, was zur Überlastung der zweiten Vorderachse führte. Das gegenständliche Fahrzeug war bis 2011 unter dem Kennzeichen BH-83125 bei der 3. Panzergrenadierbrigade im Einsatz, wurde im November 2011 abgemeldet und im Frühjahr 2012 ausgeschieden. Nach der Restaurierung trägt es heute die taktischen Zeichen des Panzerstabsbataillons 9 der 9. Panzergrenadierbrigade, als Einheit ebenfalls bereits aufgelöst und nur mehr in der Tradition lebendig.